Mittwoch, 4. Juli 2018

erinnerungen

Ich weiß nicht, wer ich bin.
Mein Leben bestand bisher darin, dass ich zwar viele Freiheiten hatte, die jedoch mit dem Vorschreiten meines Alters immer geringer wurden. Die letzten zwei Jahre zu Hause hatte ich das Gefühl mich selbst immer mehr zu verlieren.
Ich denke manchmal zurück und Erinnerungen kommen hoch, die ich schon so lange vergessen hatte.
Ich erinnere mich daran, wie ich mich für jeden einzelnen Schritt und Entscheidung in meinem Leben rechtfertigen musste. Ich erinnere mich, wie ich rastlos auf meinem Bett saß und in die Leere starrte und das Gefühl hatte, nicht atmen zu können. Dass ich anhand der Lautstärke der Schritte meines großen Bruders wusste, ob und wie wütend er war.
Ich erinnere mich an den Moment, als ich neben meinem Bruder saß und mir seine Standpauke und Geschrei anhörte und mit einem Schlag komplett weg war und nur ganz weit weg in einem dichten Nebel mitbekam, wie er mich schüttelte und panisch meine Mutter rief und nicht verstand, was gerade passierte.
Ich erinnere mich an den ersten Abend, an dem meine Mutter für einen ganzen Monat nicht zu Hause war und mein Bruder und und stritten und er mich auf dem Boden schubste und meinen Kopf gegen den Schrank schlug. Ich hatte keinerlei physische Wunden nach dieser Nacht. Und nach dem 3 stündigem Gespräch anschließend, das daraus bestand, dass ich benommen und starr vor Angst war und mir seine Rede anhörte, war ich gebrochen. In den Monaten danach war ich nicht mehr existent. Ich erinnere mich daran, dass ich mich selbst ganz tief in mir drin verschlossen hatte und eine Person an die Oberfläche ließ, die mich durch den Tag brachte. Ich war meinem Bruder näher als je zuvor, von Außen betrachtet und ich war leerer als ich mir je hätte vorstellen können.
Ich erinnere mich nicht mehr an den Moment, doch ich weiß, dass ich nach den ersten heftigen Streitereien aufgehört hatte, zu meiner Mutter zu laufen und bei ihr Schutz zu suchen. Ich hatte viel zu oft diesen ohnmächtigen Blick in ihren Augen gesehen. Ich wurde viel zu oft angegriffen und dennoch getroffen, während ich bei ihr Hilfe suchte. Und dann hatte ich angefangen in mein Zimmer zu rennen.und abzuschließen. Mit der Angst und Gewissheit, dass dadurch alles nur verschlimmerte.
Ich erinnere mich daran, wie ich anfing, mir die Ohren zuzuhalten, Musik zu hören und schluchtend zu kreischen, während ixh trotz des Dröhnens in meinen Ohren.das Hämmern an meiner Zimmertür hörte.
Ich erinnere mich daran, dass ich viel Zeit in Dunkelheit und im Nebel verbrachte damals.

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