Ich fühle mich so zerrissen.
ich war die letzte Woche bei meinem Freund in der Stadt, in der er lebt und studiert.
Das alles war eine spontane Entscheidung und hatte und konnte mich nicht darauf vorbereitet und vorbereiten.
Und dann direkt nach meiner Ankunft in der ersten Nacht fing er an mich zu küssen und wollte intim werden.
Und in mir drin schrie alles, dass das falsch ist. Ich wollte nicht und das sagte ich ihm und er akzeptierte es. Er meinte aber danach, dass wir nicht mehr so oft intim wurden in den letzten Monaten, was auch stimmt. Ich sage oft nein, weil mir nicht danach ist. Und wenn dann nach einem Vorspiel und es geht meistens von ihm aus.
Und in dieser ersten Nacht, nach seinem Revue passieren lassen, wurde mir das so bewusst, dass ich die ganze Zeit versucht hatte, diese Beobachtung und Gedanken zu unterdrücken.
Und die Stimme in meinem Kopf sagte immer und immer und immer wieder, dass ich ihn liebe, aber nicht auf diese Art. Dass ich ihn liebe, aber nicht körperlich. Er ist ein Teil von mir, fast sie Familie, die Art der seelischen Intimität.
Und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Ich weiß selbst nicht, ob es an meiner Pille liegt, die ich nehme? Oder ob diese Gedankengänge die Wahrheit sind? Denn wenn ich an ihn denke, dann weiß ich, dass ich will, dass er sicher ist, gesund und glücklich.
Ich tue mich so schwer das alles zu deuten. Denn dies ist meine erste Beziehung, die jetzt seit knapp 4 Jahren geht. Und ich kann nicht anders als auch daran zu denken, dass ich Dinge verpasste und dass ich keinerlei Vergleiche habe, um zu wissen, was ich für ihn empfinde? Ich kann die Unterschiede zu meinen Gefühlen zu ihm und meinem jüngeren Bruder nicht herauskristallisieren. Naja, außer die körperliche Intimität.
Es ist schwierig, dass alles zu schreiben und darüber nachzudenken, wenn ich das Ganze eigentlich lieber verschließen möchte. Ich möchte es so so so so so gerne ganz tief in mir drin verschließen.... aber ist das nicht eigentlich genau ein Zeichen dafür, dass ich mich damit beschäftigen sollte?
Manchmal vergesse ich, dass ich in einer Beziehung bin. Ich flirte gerne, nicht viel und nicht direkt, aber so ab und zu ein wenig ohne weiter als ein Gespräch zu gehen. Und ich werde bei Kontakt mit gewissen Menschen nervös, als wäre es eine Option mit ihnen zusammen zu kommen oder ein Date zu haben.
Und wieso vergesse ich, dass ich in einer Beziehung bin? Weil ich es nicht als Liebesbeziehung in dem Sinne sehe??
Ich weiß es nicht. Und ich weiß nicht, was ich tun soll. Denn in ein bis zwei Monaten werde ich umziehen und ein Studium beginnen. Und ich sollte mich entscheiden und wissen, was ich wirklich möchte.
Sonntag, 22. Juli 2018
Zerrissen
Montag, 9. Juli 2018
zweite rolle
An einem Punkt vor einiger Zeit habe ich realisiert, dass sie immer meine erste Wahl war. Mir kamen Momente in den Sinn, in denen ich mich selbst zurückstellte und mich von ihr einnehmen ließ.
Sie lebt in Extremen. Sie ist wild und unabhängig und tut. Sie tut Dinge, auch wenn sie sich der negativen Konsequenzen bewusst ist.
Ich habe ihre Art zu leben immer beneidet. Ich war fasziniert und beeindruckt. Sie war immer so eine starke Persönlichkeit für mich und ich wollte so sein wie sie. Ihre Geschichten und Erzählungen waren wie ein spannender Film für mich und ich fühlte mich so geehrt, dass ich ein Teil davon sein durfte, dass sie mich als Auserwählte an sich heran ließ und mir ihre Geheimnisse und Gefühle anvertraute.
Ich sah zu ihr auf und eiferte ihr nach. Ich sagte zu allem ja, ich wollte genauso leben. Ich wollte das alles auch erleben.
Und so kamen wir uns immer näher.
Während ich mit 16 meinen ersten Kuss hatte, erzählte sie mit 15 von ihrem ersten Mal.
Ich bekam die Diagnose Depression und sie wurde eingewiesen in eine Klinik und hatte Borderline.
Ich begann eine komplizierte Beziehung voller Zweifel und sie wickelte alle Jungs um ihre Finger, ließ niemanden von Haken und beschreibt sich selbst als Syräne (als ein Meerjungfrau-ähnliches Wesen, das Seemännee mit ihrem Gesang hypnotisierte und ins Meer zog).
Sie war immer schneller, weiter, höher, extremer. Und das wusste sie.
Lange lange Zeit habe ich mich wie eine zweite unwichtige Hauptrolle in meinem eigenen Leben gefühlt.
Wenn ich krank wurde oder mich zurückzog, weil ich verletzt war, drehte sie den Spieß um und ich fühlte mich schuldig. Dieses schlechte Gewissen für mein Verhalten und meine vermeintlichen Fehler wurde zu einem roten Faden in unserer Freundschaft.
Sie war auffällig. Hatte bunte, rasierte Haare. Ein starkes Auftreten. Alle Augen waren immer auf sie gerichtet und sie suhlte sich in der Aufmerksamkeit.
Sie war einfach die perfekte Freundin, die Loyalität hochpreiste und neben der ich mich besonders fühlte.
Ich besuchte sie, wenn sie krank war und kochte ihr Suppe. Ich versuchte ihr damals all das zu geben, das sie bei anderen Freunden misste. Ich gab ihr all das, was ihr ihre anderen Freunde nicht gaben, ich gab ihr all das, wovon ich dachte, würde mich zur perfekten Freundin an ihrer Seite machen.
Und es gelang. Wir hatten so eine.unbeschreiblich außergewöhnliche extreme Zeit zusammen. Wir haben zusammen Dinge in zwei Jahren erlebt, die die meisten Menschen.nicht nach 10 Jahren Freundschaft erlebten.
Ich weiß gar nicht, wann der Punkt kam, an dem ich realisierte, dass ich mich so nach ihr richtete. Dass sie und ihr Leiden mich so einnahmen, dass ich mich selbst und meine Probleme als unwichter wertete.
Einmal sagte jemand in einem Film: “Ich sah immer zu ihr auf, was aber nur bedeutet, dass sie auf mich herabsah“. Und ich will nicht leugnen, dass ich für sie ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens wurde und sie mich wertschätzt, doch dieser Satz lässt mich nicht in Ruhe.
Mir fallen immer mehr Situationen in der Vergangenheit ein, in denen ich mich sehr schuldig gefühlt hatte wegen etwas, das eigentlich gar nicht meine Schuld war.
Mir fallen Sätze ein, bei denen ich mir jetzt bewusst werde, wie verunsichernd sie damals für mich waren.
Ich erinnere mich daran, dass ich ihr von meinem aller ersten Kuss berichtete und total außer mir war, da ich damals noch extrem schüchtern war und so eine Sache ja immer sehr aufregend war. Und nach einer langen detaillierten Erzählung merkte ich, wie ihre Begeisterung abfiel, als sich am Ende herausstellte, dass es nichts mehr als ein Kuss auf, worauf ich so lange hingearbeitet hatte mit meinem Bericht. Und aus der Verunsicherung heraus entschuldigte ich mich und meinte, dass ich jetzt alles wirklich zu detailliert erzählt hatte und sie stimmte mir zu und berichtete im nächsten Atemzug dann von ihren ersten Mal, was natürlich eine viel größere und spannendere Sache war. Aber nein, sie erzählte nicht wild drauf los wie eine Jungfrau, sondern nahm es ganz cool und gab nur wenig Information darüber Preis.
Ich erinnere mich, dass wir letztes Jahr spontan abends ausgingen und ich mich aus Lust und Laune heraus ein bisschen herausgeputzt hatte. Und das erste Mal seit Beginn der Freundschaft hatte ich an diesem Abend ungewohnt mehr Aufmerksamkeit als sie erhalten.
In Nachhinein meinte ich begeistert, dass der Abend total Spaß gemacht hatte, worauf sie meinte, dass es vielleicht für mich lustig und nett war, für sie jedoch langweilig, was unter anderem daran lag, dass ich mich viel mit einem Typen unterhalten hatte und sie für 10 Min kein Teil des Gespräches war.
Sie meinte irgendwann mal, dass sie keine Geschenke mehr für irgendjemanden kaufen wollte an Geburtstagen, weil es immer mit einer Erwartungshaltung verbunden war und es sie nur stresste. Sie meinte auch, das sie keine Geschenke mehr erwarte und das war die Wahrheit. Dennoch war ich eine Person, die gerne eine kleine Aufmerksamkeit schenken wollte... einfach so.
Deshalb brachte ich ihr dennoch an ihrem Geburtstag entweder ein kleines Geschenk oder ließ ihr eine Rose da, wenn wir uns an dem Tag mal nicht treffen konnten.
Ich habe seitdem kein Geschenk mehr von ihr erhalten. Obwohl ich mir andauernd anhörte, welche Dinge sie für den Geburtstag ihres Freundes plante.
Ich lebe außerdem seit 1 1/2 Jahren nun alleine. Es ist meine erste eigene Wohnung, meine ersten Schritte in die Selbstständigkeit und in diesen 1 1/2 Jahren war sie einmal zur Einweihungsfeier da und einmal zum Kuchen backen.. für 3h.
Als ich sie darauf ansprach, dass ich das wirklich sehr schade finde und dass es mir sehr wichtig wäre und mir viel bedeuten würde, dass sie auch mal vorbeikäme, meinte sie, dass es absolut keine Absicht war und sie mich gerne besuchen würde und es bisher einfach praktischer war sich bei ihr zu treffen, da sie zentraler wohnte als ich.
Als sie mir das so sagte, war es total legitim für mich, doch ich war einfach wieder in ihrem Bann. Ihr Freund wohnte bis vor zwei Monaten noch 2 Min von meiner Wohnung entfernt und ich bekam mit, dass sie mindestens alle zwei Wochen dort übernachtete oder einmal die Woche zumindest von Früh bis Spät dort verbrachte.
Und das verletzt mich. Klar, dass ein Freund einen anderen Stellenwert hat, doch ich konnte nicht verstehen, wieso ihre Besuche nie zustande kommen wollten.
Jetzt vor einigen Wochen waren wir zu dritt des öfteren mal abends unterwegs und es endete immer auf dieselbe Weise. Eine von den beiden bekam aus irgendeinem Grund schlechte Stimmung, ich bemerkte jedes Mal, wie sie sich etwas zuflüsterten und dann beschlossen zu gehen.
Und was sollte ich komplett allein in einer Bar oder auf einem fremden Geburtstag tun? Also ging ich immer mit.
Das letzte Treffen, das so endete, machte mich rasend vor Wut und das zeigte ich durch Distanz und Ignorieren. Ich hasste es, dass ich so außen vor gelassen wurde und dass es ständig irgendwas gab, das schlechte Stimmung verbreiten musste.
Ich verbrachte den Abend mit zwei anderen Personen, die ich kaum ohne Alkohol aushalten konnte.
Am nächsten Tag war sie wütend auf mich, dass ich so scheinbar grundlos distanziert war und ich fühlte mich schuldig, doch dieses Mal ließ ich mich davon nicht unterkriegen und sagte meine Meinung und widerstand ihrem unbewussten oder bewussten Einfluss auf mich.
Und seitdem waren wir abends auch nicht mehr unterwegs.
Wir haben uns jetzt seit einem Monat knapp gar nicht getroffen, da ihr Freund in der Klinik gelandet ist, eine Alkoholabhängkeit aufwies und die Wochenende für ihn reserviert waren, da er dann wieder nach Hause kommen durfte. Und unter der Woche hatte ich kaum Zeit wegen der Arbeit und der Fahrschule.
Ich kann nicht sagen, dass dieser Einfluss auf mich komplett verschwunden ist und ich mich von Schuldgefühlen lösen kann. Ich weiß auch nicht, wie lange diese Freundschaft noch nach diesem Bewusstsein und Realisation noch existieren und funktionieren kann.
Oft hatte ich den Drang die Freundschaft zu beenden, doch ich habe immer noch Angst vor der Person, die ich ohne sie bin. Und was noch von mir übriggeblieben ist. Und ob ich je wieder eine Freundin finden kann.
Aber ich bin weiter als vorher. Und dieses Wissen gibt mir Sicherheit. Und wer weiß was noch alles passieren wird.
brodeln
ich bin psychisch nicht mehr dort, wo ich vor einigen Monaten noch war.
ich bekomme vieles besser auf die Reihe, lerne, mich um mich zu kümmern, gewissenhaft und zuverlässig zu arbeiten und ansonsten auch relativ produktiv zu bleiben.
dennoch kann ich nicht leugnen, dass ich des öfteren diese aufkommende Welle in mir drin spüre. vor einigen Jahren begannen meine depressiven Gedanken, sobald ich alleine war und besonders abends, wenn ich nur noch vorhatte ins Bett zu gehen. Bald darauf hatte ich schon an Nachmittagen Gedanken, die ich eigentlich abends erst erwartete.
in meinen dunkelsten Zeiten begannen diese Gedanken und Gefühle schon direkt nach dem Aufstehen an, auf mich einzustürzen.
Und jetzt kann ich es gar nicht mehr einschätzen. Die Zeiten, in denen es mir besser geht, werden länger, dafür ist da öfter mal ein konstantes Brodeln in mir drin, was dann auch von morgens bis abends anhält. Ich verfalle zwar nicht mehr in eine tiefe Krise und werfe mich dramatisch nach links und rechts, doch dieses Brodeln empfinde ich als so unangenehm, dass ich mir nicht überlege, ob ein Zusammenbruch und anschließend die Heilung davon nicht angenehmer wäre.
Es fühlt sich so an, als wäre ich kurz davor zusammenzubrechen. Kurz davor zu weinen oder zu schreien. Und das dann für mehrere Stunden.
und es gibt keinen Auslöser. Vorher hätte ich einige Ereignisse im Laufe meines Tages nennen können, aber jetzt? Ich wache mit einem unguten Gefühl auf und verdränge es dann normalerweise, gehe zur Arbeit und dann wieder nach Hause. Auf der Arbeit kann ich dieses Brodeln in mir ziemlich gut verdrängen... im Normalfall, aber heute ist einer der Tage, an dem sich das Brodeln anfühlt wie ein Magenschmerz und sich anhört wie ein anhaltendes Schreien.
Und egal wie sehr ich mich dann auch auf meine Kollegen zu konzentrieren versuche... es hört nicht auf.
Und dann spüre ich das Verlangen nach alten Gewohnheiten. Und es ist wieder dieser schmale Grad da zwischen die Kontrolle behalten und zu verlieren.
Und ich weiß nicht, wie lange dieser Zustand noch anhalten wird. Ob ich irgendwann auch mal ein gesünderes Verhältnis zu negativen Gedanken und Gefühlen aufbauen kann, woran ich momentan wirklich arbeite. Doch manchmal ist das Brodeln doch zu laut und manchmal muss man den Schmerz, der wellenartig kommt, einfach spüren und kommen lassen, ohne sich selbst zu verletzten.
Mittwoch, 4. Juli 2018
erinnerungen
Mein Leben bestand bisher darin, dass ich zwar viele Freiheiten hatte, die jedoch mit dem Vorschreiten meines Alters immer geringer wurden. Die letzten zwei Jahre zu Hause hatte ich das Gefühl mich selbst immer mehr zu verlieren.
Ich denke manchmal zurück und Erinnerungen kommen hoch, die ich schon so lange vergessen hatte.
Ich erinnere mich daran, wie ich mich für jeden einzelnen Schritt und Entscheidung in meinem Leben rechtfertigen musste. Ich erinnere mich, wie ich rastlos auf meinem Bett saß und in die Leere starrte und das Gefühl hatte, nicht atmen zu können. Dass ich anhand der Lautstärke der Schritte meines großen Bruders wusste, ob und wie wütend er war.
Ich erinnere mich an den Moment, als ich neben meinem Bruder saß und mir seine Standpauke und Geschrei anhörte und mit einem Schlag komplett weg war und nur ganz weit weg in einem dichten Nebel mitbekam, wie er mich schüttelte und panisch meine Mutter rief und nicht verstand, was gerade passierte.
Ich erinnere mich an den ersten Abend, an dem meine Mutter für einen ganzen Monat nicht zu Hause war und mein Bruder und und stritten und er mich auf dem Boden schubste und meinen Kopf gegen den Schrank schlug. Ich hatte keinerlei physische Wunden nach dieser Nacht. Und nach dem 3 stündigem Gespräch anschließend, das daraus bestand, dass ich benommen und starr vor Angst war und mir seine Rede anhörte, war ich gebrochen. In den Monaten danach war ich nicht mehr existent. Ich erinnere mich daran, dass ich mich selbst ganz tief in mir drin verschlossen hatte und eine Person an die Oberfläche ließ, die mich durch den Tag brachte. Ich war meinem Bruder näher als je zuvor, von Außen betrachtet und ich war leerer als ich mir je hätte vorstellen können.
Ich erinnere mich nicht mehr an den Moment, doch ich weiß, dass ich nach den ersten heftigen Streitereien aufgehört hatte, zu meiner Mutter zu laufen und bei ihr Schutz zu suchen. Ich hatte viel zu oft diesen ohnmächtigen Blick in ihren Augen gesehen. Ich wurde viel zu oft angegriffen und dennoch getroffen, während ich bei ihr Hilfe suchte. Und dann hatte ich angefangen in mein Zimmer zu rennen.und abzuschließen. Mit der Angst und Gewissheit, dass dadurch alles nur verschlimmerte.
Ich erinnere mich daran, wie ich anfing, mir die Ohren zuzuhalten, Musik zu hören und schluchtend zu kreischen, während ixh trotz des Dröhnens in meinen Ohren.das Hämmern an meiner Zimmertür hörte.
Ich erinnere mich daran, dass ich viel Zeit in Dunkelheit und im Nebel verbrachte damals.