Dienstag, 5. Juni 2018

loslassen

ich denke, ich habe versucht mich umzubringen.
es ist schon einige Zeit her.
doch jetzt gerade erinnerte ich mich aus den Nichts wieder daran.
ich weiß nicht mehr genau, was an dem Abend alles passiert ist. ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt geweint habe.
ich erinnere mich daran, dass ich in meiner Dusche saß, vollkommen eingenommen vom stickigen Zigarettenrauch und all den Papierschnipseln, die ich schon verbrannt hatte.
meine Augen brannten vom Qualm und ich atmete tief ein und aus merkte, dass mir nach einiger Zeit schwindelig wurde.
ich merkte, wie ich nach Stunden in diesem Qualm, der immer dichter wurde, weil ich immer mehr Zettel in meinem kleinen Lagerfeuer verbrannte.
ich erinnere mich, dass ich viel Musik gehört habe, ohne wirklich hinzuhören.
woran ich gedacht habe, weiß ich nicht mehr.
doch irgendwann wurde mein Körper sehr sehr schwer und ich legte mich in die Dusche und schloss meine Augen. und ich weiß nicht mehr, ob meine Übelkeit nur vom Qualm oder vom Alkohol kam.
ich erinnere mich, dass ich in dem Moment losließ. ich war bereit. ich hatte abgeschlossen und war bereit zu gehen.
ich erinnere mich, dass mich in dem Moment eine große Welle der Zufriedenheit einnahm. eine Art der Zufriedenheit, die ich seit Jahren davor nicht mehr gespürt hatte.
es fühlte sich alles richtig an. als hätte ich ein beschissenes Puzzle endlich beendet. ich habe mich so wohl gefühlt. so sicher und geborgen.
und dieser Moment, dieses Gefühl hat sich in mein Gehirn gebrannt.
es war der Moment des Loslassens und Akzeptierens, die mich so zufrieden und friedvoll gemacht hatten.
und jetzt, fast 3 Monate danach, fühlt sich diese Situation so surreal an. und ich habe Angst. ich habe Angst vor der Person, die dort in der Dusche lag und bereit war, alles hinter sich zu lassen.
ich habe es an diesen Abend nicht durchgezogen, doch ich war an der Schwelle und dieses Gefühl hatte mir in dem Moment gereicht. Ich wusste, dass ich es tun konnte, wann immer ich wollte. ich wusste, dass ich es verschieben und dennoch durchziehen konnte, wenn ich wollte.
und das war ein gutes Gefühl. ich hatte die Kontrolle über meinen Kontrollverlust und die Macht, es dann zu tun, wann ich wollte. denn ich wusste, dass ich diesen Schritt gehen konnte und würde.
und jetzt gehe ich weiter. ich bin psychisch nicht mehr dort, wo ich vor 3 Monaten bzw. vor 2 -3 Jahren war.
im März war mein tiefster Punkt. der Abend an dem ich in der Dusche lag und losgelassen hatte. das war mein tiefster Punkt.
"and it´s only after we´ve lost everything that we´re free to do anything" (Fight Club)


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